Angesichts der unvorstellbaren Geldsummen, die ab sofort in neue Aufrüstung fließen sollen und die verbunden sind mit einer Besorgnis erregenden Kriegsrhetorik, gehen wieder mehr Menschen für Frieden auf die Straße – zuletzt bei den Ostermärschen 2025. Und es gibt es auch mehr mediale Aufmerksamkeit für die Kontroversen, die dem Umgang mit Rüstung und Waffen in Zeiten von Kriegen und Militärkonflikten zugrunde liegen. In einer „Debatte zu Ostern“ kamen im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR Kultur) die Friedensforscherinnen Corinna Hauswedell und Nicole Deitelhoff, der Philosoph Daniel-Pascal Zorn und Thüringer Bürger zu Wort.
Archiv des Autors: Corinna Hauswedell
EU Aufrüstung – Unseriös und risikoreich
Rund 800 Milliarden Euro sollen für die „Wiederaufrüstung Europas“ (Ursula von der Leyen) mobilisiert werden, so beschlossen auf einem Sondergipfel der EU-Staaten am 6. März 2025 in Brüssel. Die Bundesrepublik als krisengeschüttelte, aber immer noch stärkste Wirtschaftsmacht in der Union hat schon einmal vorgelegt. Noch vor dem Zustandekommen einer neuen Regierung und beschlossen noch mit den Mehrheiten des alten Bundestages sollen nun Kredite in unbegrenzter Höhe für Waffensysteme und Militär möglich werden: „Whatever it takes“ (Friedrich Merz). Im Morgenecho bei WDR 5 am Tag des EU-Gipfels äußerte sich Corinna Hauswedell zu zwei wesentlichen Defiziten dieser Debatte: einer höchst mangelhaften Bedrohungsanalyse und einer fehlenden Strategie für eine künftige Friedens- und Sicherheitsordnung in Europa.
Mittelstreckenraketen 1979 und heute – „Zeitzeichen“ zum NATO-Doppelbeschluss
Im WDR Podcast „Zeitzeichen“ vom 12.12.2024 fand eine kritische Rückschau auf den sog. NATO-Doppelbeschluss von 1979 statt, der die größte Friedensbewegung in der BRD auslöste. Die damalige Bundesregierung zerbrach auch an der Frage der Stationierung von Atomraketen. Was erinnert an damals, was ist neu? Der russische Überfall auf die Ukraine hat Krieg zur europäischen Realität werden lassen; die USA wollen 2026 Mittelstrecken-Raketen in Deutschland stationieren, die Moskau erreichen können. Welche Lehren sind für heute zu ziehen? Michael Reinartz‘ Interviewpartner Corinna Hauswedell, Holger Mey, Wolfgang Niedecken erörtern Sinn und Unsinn von atomarer Abschreckung, strategischem Gleichgewicht, Rüstung und Abrüstung gestern und heute.
„Der Pazifismus ist tot !?“
Im Rahmen der Studienwoche 2024 der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Kommunikation und Medien (IAKM) in Brixen /Südtirol hielt Corinna Hauswedell am 2. August 2024 einen Vortrag mit dem Titel „Der Pazifismus ist tot – Gebt ihm eine Chance!“. Sie setzte sich mit den negativen Effekten einer Ausblendung ziviler Kommunikation durch militärische Dominanz auseinander, wie wir sie im Kontext des Ukraine-Krieges aber auch des Gaza-Krieges seit nunmehr fast drei Jahren bzw. mehr als einem Jahr erleben. Aus einigen erfolgreichen Friedensprozessen seit dem Ende des Kalten Krieges ließe sich lernen, wie mit den typischen Dilemmata von Machtasymmetrien in Gewaltkonflikten umzugehen wäre…
Der vollständige Text ist hier nachzulesen. Das Programm der IAKM-Studienwoche findet Ihr hier.
SPIEGEL Spitzengespräch mit Feldenkirchen
Bröckelnde Unterstützung, schleppende Offensive, neue Taurus-Marschflugkörper? Oder doch Einstieg in Friedensverhandlungen? Im Spitzengespräch am 5. Oktober 2023 mit Markus Feldenkirchen suchten Ex-Diplomat Wolfgang Ischinger, Ex-Nato-General Egon Ramms und die Friedensforscherin Corinna Hauswedell Auswege aus dem Ukraine-Krieg.
Was macht die Rückkehr zum Frieden so schwer?
In der hr2-Sendung Doppelkopf vom 8. August 2023 sprach Rosemarie Tuchelt mit Corinna Hauswedell über die Mühen und Hindernisse des Friedenmachens, nicht nur in der Ukraine, über die geopolitischen Hintergründe einer neuen Kriegsbereitschaft und warum Pazifismus moralisches Gebot und wissenschaftliche Erkenntnis zugleich ist.
„Friedensgespräche…“?!
Wie kann der Krieg beendet werden? Was muss geschehen, damit der Wunsch nach Friedenslösungen größer wird als der Drang weitere militärische Ziele zu erreichen? Diese und ähnliche Fragen werden angesichts des Zermürbungskrieges in der Ukraine lauter. Erfahrungen aus früheren Kriegen und Friedensschlüssen können helfen. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat seit April 2023 einen neuen Podcast ‚Friedensgespräche DIS:ARM‘, in dem Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen zu Wort kommen: In der ersten Episode geht es u.a. um Bosnien, Kolumbien, Nordirland, und was dies für die Ukraine bedeuten könnte…Linda Peikert und Jan van Aken interviewten u.a. Corinna Hauswedell.
„Dialog braucht Raum ohne Raketendonner…“
So lautete der Titel eines Interviews, das Bascha Mika mit Corinna Hauswedell führte und in der Frankfurter Rundschau am 18. März 2023 veröffentlichte. Fatalerweise ist auch sechs Wochen später wenig Bewegung erkennbar, wie die Eskalation des Waffengangs in der Ukraine zu stoppen ist, und wie ein Verhandlungsprozess zwischen den Konfliktparteien zu beginnen wäre…
Friedensforscherin: Habermas spricht zu Recht von Mitverantwortung des Westens
Der Philosoph Jürgen Habermas hat für Verhandlungen mit Russland plädiert. In Kultur Heute im Deutschlandfunk am 15.2.2023 stimmte Corinna Hauswedell ihm zu, dass die Waffenlieferungen an die Ukraine mittlerweile militärisch über die Kriegsziele bestimmten und der Westen insofern Mitverantwortung übernehme… Sie fragt weiter, welche neuen Kommunikationsformen und -akteure „ins Feld geführt“ werden müssten, um eine Verhandlungsperspektive realistischer werden zu lassen.
Ausgemustert, aber unverzichtbar: Pazifismus in Zeiten des Krieges
In der Ausgabe 2/2023 der Blätter für deutsche und internationale Politik untersucht Corinna Hauswedell einige Ursachen, warum vor allem in der deutschen Debatte über den Ukrainekrieg der Pazifismus oft als naive Illusion oder schlimmer diskreditiert wird: Sie erinnert an die dem Pazifismus zugrunde liegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Eigendynamik militärischer Gewalt, die wir gegenwärtig sowohl auf dem Schlachtfeld als auch in den vergifteten Diskursen erleben können, und die ein ernstes Hindernis für Impulse zur Kriegsbeendigung darstellen. Den Volltext kann man hier lesen.